So kann es nicht weitergehen

November 2024 · 3 minute read

Karsten Leh­mann, wie kam es zu der Ent­schei­dung, das ver­min­derte Kar­ten­konmtin­gent abzu­lehnen und statt­dessen gegen die Restrik­tionen zu pro­tes­tieren?

Uns war es von vorn­herein wichtig, diese Ent­schei­dung zusammen mit den Fans zu treffen. In den Gesprä­chen mit den Fan­ver­tre­tern hat sich dann gezeigt, dass neunzig Pro­zent zuge­stimmt haben, das Gäs­te­kon­tin­gent nicht wahr­zu­nehmen und statt­dessen zu pro­tes­tieren.


Das ist über­ra­schend, weil Fans nor­ma­ler­weise zu jedem Spiel wollen – egal unter wel­chen Vor­aus­set­zungen.

Es zeigt doch, wie groß die Frus­tra­tion ist. Hier wurden Fan­rechte ele­mentar beschnitten, da muss man ein Zei­chen setzen. Der Mei­nung waren unsere Fans auch.

Nun reisen sieben Per­sonen nach Ham­burg, wie werden diese aus­ge­sucht?

Die Fan­be­treuung hat diese Leute aus­ge­sucht, es sind unter anderem Ver­treter des kom­mu­nalen Fan­pro­jekts dabei. Diese sieben Per­sonen werden sich aber auch nicht das Spiel anschauen, son­dern ledig­lich die Trans­pa­rente im Block auf­hängen und dann das Sta­dion ver­lassen. Es soll ein stiller Pro­test bleiben.

Wurden die Trans­par­ent­sprüche auch mit allen Fan­grup­pie­rungen abge­spro­chen?

Ja, es sind Ideen aus der Fan­szene. Die Sprüche wurden an den Verein geschickt, aus der Fülle an Ein­sen­dungen hat der Vor­stand dann eine Aus­wahl getroffen.

Kann man denn ver­hin­dern, dass nicht doch mehr Ros­to­cker nach Ham­burg fahren?

Wir haben öffent­lich dazu auf­ge­rufen, dass dies unter­bleibt und nie­mand sonst nach Ham­burg fährt. Wir wollen ein fried­li­ches Zei­chen setzen. Gewalt drum herum wäre kon­tra­pro­duktiv für unseren fried­li­chen Pro­test.

Haben die Pro­teste der Ros­to­cker Fans nach dem Spiel gegen Ahlen die Ent­schei­dung, dass nur sieben Per­sonen nach Ham­burg fahren, in irgend­einer Form beein­flusst?

Nein, das hatte damit über­haupt nichts zu tun. Diese Aktion, die Sie anspre­chen, wurde auch in der Fan­szene kon­tro­vers dis­ku­tiert. Es gab da eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit den Vor­fällen, die aber abge­schlossen ist.

Am Freitag hat der DFB eine här­tere Gangart ange­kün­digt. Was wäre aus Ihrer Sicht der rich­tige Umgang mit der Situa­tion?

Repres­sionen bringen über­haupt nichts. Alle müssen an einen Tisch, da müssen einige Schrauben einmal zurück­ge­dreht werden. Kom­mu­ni­ka­tion statt Kon­fron­ta­tion. Mit Strafen gegen die Ver­eine erreicht man nichts. Für uns war der Zeit­punkt gekommen zu sagen: So geht es nicht weiter! Jetzt müssen Fans, Polizei und DFB an einen Tisch und die ver­här­teten Fronten auf­bre­chen.

Es war zu lesen, dass Fans des FC St. Pauli sich mit der Aktion des FC Hansa soli­da­ri­siert haben.

Ich habe auch davon gehört.

Aus­sagen von Corny Litt­mann haben für Auf­sehen gesorgt. Hat man da schon Kon­takt auf­ge­nommen, um gewisse Sachen zu klären?

Ja, das haben wir. Mehr möchten wir aber dazu nicht sagen. Es ist der fal­sche Zeit­punkt, um jetzt eine Schlamm­schlacht in den Medien anzu­stoßen. Es geht jetzt um Fuß­ball.

Wie ist denn im All­ge­meinen die Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Fan­be­treuern von St. Pauli und Hansa?

Die Ver­eine und die Fans arbeiten sehr gut zusammen. Am 9. März gab es bei­spiels­weise einen runden Tisch in Ham­burg, an dem Vor­stands­ver­treter und Fan­ver­treter beider Ver­eine teil­ge­nommen haben. Dort wurde ein schlüs­siges Kon­zept für die Abläufe rund um das Spiel ent­wi­ckelt, das nun aber leider von der Polizei nicht ange­nommen wurde. Die Kern­punkte des Kon­zept waren: Geord­nete Anreise, Abgabe der Aus­wärts­karten erst in Ham­burg, Ver­gabe der Karten nur an Dau­er­kar­ten­in­haber und Mit­glieder.
 
In den neun­ziger Jahren gab es noch ein Fan­zine von St. Pauli und Hansa zusammen. Wie konnte sich denn diese Riva­lität zwi­schen den beiden Clubs ent­wi­ckeln?

Ich kann mir das nicht erklären und kenne die genaue Ursache nicht.

Ist es jetzt gerade gefähr­lich, dass die Riva­lität von man­chen in eine poli­ti­sche Dimen­sion gerückt wird und somit auch gewalt­be­reite Leute ange­zogen werden, denen der Fuß­ball egal ist?

Das ist das Pro­blem, dass immer wieder mit alten Kli­schees gear­beitet wird. Hansa ist ein welt­of­fener Verein, es ist unver­ständ­lich, dass er immer wieder in die rechte Ecke gewiesen wird. Die Ver­hält­nisse haben sich geän­dert, bei Hansa steht jetzt der Fuß­ball im Mit­tel­punkt. Dies werden wir auch immer wieder öffent­lich demons­trieren.

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