Zwischen Enthllung und Erpressung 11FREUNDE

December 2024 · 3 minute read

Für Rui Pintos Ver­hält­nisse ist die Zahl fast schon mickrig. 90 Straf­taten hatte ihm das Gericht in Lis­sabon zur Last gelegt. In neun Ver­gehen, dar­unter ver­suchte Erpres­sung, sprach Rich­terin Mar­ga­rida Alves den 34-Jäh­rigen schuldig. Sie ver­ur­teilte den Gründer der Ent­hül­lungs­platt­form Foot­ball Leaks zu vier Jahren Gefängnis auf Bewäh­rung. Andert­halb Stunden dau­erte die Urteils­be­grün­dung Anfang der Woche. Zu den Klä­gern gehörten neben Sporting Lis­sabon und dem por­tu­gie­si­schen Fuß­ball­ver­band auch eine große Anwalts­kanzlei und ein zwie­lich­tiger Sport­ver­markter.

Pinto, der früher mal Geschichte stu­dierte, ist in eben jene ein­ge­gangen. Er stellte Ori­gi­nal­do­ku­mente online, die Steu­er­hin­ter­zie­hung und andere Finanz­trick­se­reien im Profi-Fuß­ball­ge­schäft öffent­lich machten. Die Fuß­ball­fans müssen ver­stehen, dass sie ein unkon­trol­liertes Monster füt­tern“, sagte Pinto mal über die Beweg­gründe hinter der Ent­hül­lungs­platt­form. Die Zahlen, mit denen er die Fuß­ball­welt auf den Kopf gestellt hat, sind eben­falls mons­trös. Auf Grund­lage seiner Leaks haben Inves­ti­gativ-Jour­na­listen seit 2016 etwa 70 Mil­lionen Doku­mente durch­leuchten können. Die Recher­chen führten dazu, dass Top-Fuß­baller und ‑Ver­eine von Gerichten ver­ur­teilt wurden, aber dazu später mehr.

Bei der Urteils­ver­kün­dung ver­wies die Rich­terin auf den gesell­schaft­li­chen Bei­trag, den Pinto mit seinen Ver­gehen geleistet habe. Das und die Koope­ra­tion mit den Behörden mil­derten das Strafmaß. Der Por­tu­giese mit der Igel-Mähne, der sich das Hacken selbst bei­brachte, half der Polizei beim Ent­schlüs­seln seiner Fest­platten. Zahl­reiche Staats­an­walt­schaften in Europa inter­es­sieren sich für die darauf gespei­cherten Daten.

Held oder Black Hat? Eine Frage der Per­spek­tive

Ist der 34-jäh­rige Por­tu­giese nun ein Held im Kampf gegen den Kom­merz-Fuß­ball oder doch ein Black Hat, also ein Hacker mit hoher kri­mi­neller Energie? Hier gehen die Bewer­tungen aus­ein­ander. In einem Inter­view mit dem Spiegel bestritt er, jemals mit bra­chialen Mit­teln“ in ein Com­puter-System ein­ge­bro­chen zu sein. Gene­rell ver­stehe er sich nicht als Hacker, son­dern als Whist­le­b­lower. Pinto betont, dass viele der ihm vor­ge­wor­fenen Taten von Unter­stüt­zern der Platt­form begangen wurden – das Gericht sieht das man­gels Beweise anders. Namen von Mit­tä­tern werde Pinto jedoch nicht nennen.

Ein kurzer Rück­blick: Im Sep­tember 2015 ging die Seite Foot­ball Leaks online. Zu den ersten Ent­hül­lungen gehörten Unge­reimt­heiten bei Trans­fers im por­tu­gie­si­schen Fuß­ball. Große Wellen schlug die Platt­form 2016, als sie ihre Doku­mente mit Inves­ti­gativ-Jour­na­listen teilte. Ende des Jahres folgten die ersten Berichte. In der Folge wurde unter anderem Welt­fuß­baller Cris­tiano Ronaldo wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung zu zwei Jahren Haft auf Bewäh­rung und einer Straf­zah­lung von etwa 20 Mil­lionen Euro ver­ur­teilt. Ebenso wurde öffent­lich, wie Man­chester City zwi­schen 2012 und 2016 Spon­so­ren­ein­nahmen sys­te­ma­tisch über­be­wertet hatte und damit die Finan­cial-Fair-Play-Regeln umging. 2020 schloss die UEFA den eng­li­schen Triple-Sieger des­wegen für zwei Jahre von der Teil­nahme an euro­päi­schen Wett­be­werben aus und ver­hängte eine Geld­buße von 30 Mil­lionen Euro. Aller­dings kippte der Sport­ge­richtshof das Urteil wegen unge­nü­gend schlüs­siger Beweise und ver­jährter Ver­gehen. Die Straf­zah­lung redu­zierte das Schieds­ge­richt auf zehn Mil­lionen Euro.

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